Tatjana Markert, Musik
Musik in all ihren Facetten stand schon seit der Kindheit im Zentrum des Lebens von Tatjana Markert, die seit vier Jahren Musik an unserer Schule unterrichtet: Vom Heranführen an Flöte und Gesang über Chorarbeit, von der Praxis zu Theorie, von Rhythmik über Tonalität bis zum Klang. Von der ersten bis zur zwölften Klasse und schließlich hin zur Vorbereitung aufs Musikabitur.
„Musik ist eine universelle Sprache und als künstlerisches Fach spielt sie für Waldorfschulen eine zentrale Rolle“, erklärt Tatjana Markert. Wie die eigene Sprache erlernen Kinder die Musik Schritt für Schritt. „In der ersten und zweiten Klasse beginnen wir mit dem Singen – und zwar mit sogenannten „Quintenstimmungsliedern“. Diese verzichten auf das definierende Element der Terz, die eine Tonart erst zu Dur oder Moll macht. So sind diese Lieder frei von klar definiertem Charakter. Sie sind klanglich offen – und entsprechen damit dem ungeprägten Geist der Kinder, obwohl sie uns als Erwachsenen eher fremd erscheinen“, erzählt Tatjana Markert.
Vom inneren Erleben der Musikwelt geht es dann recht schnell zur Verlängerung des Körpers ins Instrument. „Mit der Flöte üben wir eine andere Art von Mundmotorik, die schon beim Singen eine Rolle spielt, die Koordination von Finger, Atem und Hand“, so Tatjana Markert. Bis zum Flötenabschluss in der 7. Klasse werden diese Fähigkeiten verfeinert, um schließlich mit komplexeren Phänomenen, dann der Musiktheorie und schließlich der -geschichte verknüpft zu werden.
Der Weg zur Musik begann für Tatjana Markert in der früheren Sowjetunion, als Tochter einer Ingenieurin und eines Facharbeiters. „Ich bin an der Schwarzmeerküste aufgewachsen. Das war eine sehr glückliche Kindheit in freundlichem Klima. Bereits im Kindergarten spielten Musik und Schauspiel eine große Rolle“, erinnert sie sich. Die Familie war sehr musikalisch und auf Anregung einer frühen Lehrerin hin besuchte Tatjana Markert bald parallel zur normalen Schule eine spezielle Musikschule. „Das hat mich sehr geprägt. Ich spielte Geige, sang im Chor, wurde sehr intensiv musikalisch ausgebildet, wie das in der Sowjetunion üblich war. Da mich das viel mehr interessierte als die Fächer an der regulären Schule war klar, wohin die Reise gehen sollte.“ Über eine Musikfachschule und das Musikkonservatorium ging später die 9-jährige Musikausbildung, die Tatjana Markert schließlich zur Chorleiterin machte: „Ich habe unter anderem einen Kirchenchor geleitet. In der orthodoxen Kirche haben wir keine Orgeln, sondern nur unsere Stimmen – so wie Gott uns geschaffen hat.“
Im Jahr 1995 – inzwischen gab es die Sowjetunion in alter Form nicht mehr – ging es auf Konzertreise ins Allgäu zu einem Festival der Chormusik. „Das war unglaublich aufregend mit Sängern aus vielen Ländern“, erinnert sich Tatjana Markert. „Und ich hatte eine tolle Gastfamilie, die Markerts. Einer der Söhne war „noch frei“ und so begann eine schöne Freundschaft. Mit Herzschmerz kehrte ich nach Russland zurück, doch der Kontakt riss nicht ab. Nach drei Jahren kehrte ich ins Allgäu zurück und blieb. Wir bekamen zwei Kinder und ich habe ein Musikstudio eröffnet und mit Kindern musikpädagogisch gearbeitet.“
Als die Kinder größer wurden, wuchs in Tatjana Markert die Unzufriedenheit. Das sollte es noch nicht gewesen sein. „Immer nur Allgäu, das war mir doch zu eintönig. Und ich wollte wieder richtige Chorarbeit machen und an einer Schule unterrichten. Aber die russische Ausbildung zählt in Deutschland nicht viel.“ Der Zufall half ein wenig nach – die Mutter eines Freundes ihres Sohnes war Waldorferzieherin. Und so kam Tatjana Markert mit der Waldorfpädagogik in Kontakt. „Das ist etwas für mich!“, dachte sie spontan. Und kam so an die Freie Hochschule in Stuttgart, wo sie sich zur Oberstufenlehrerin für Musik ausbilden ließ. Nach einigen Praktikumsstationen bewarb sie sich schließlich an unserer Schule und bereichert seither das Kollegium mit musikalischer Inspiration. „Ich fühle mich in München sehr wohl, pendle am Wochenende aber immer noch zwischen der Stadt und Marktoberdorf im Allgäu hin und her.“
In ihrer „Münchner Woche“ ist Tatjana Markert zwar durch den Musikunterricht schon gut ausgelastet – aber trotzdem engagiert sie sich zusätzlich in mehreren Gremien, etwa als Teil der Kollegiumsvertreter im Elternrat. Daneben kümmert sie sich im Team aktiv um die Monatsfeiern, außerdem bildet sie mit einem Regisseur und einem Verantwortlichen für die Technik die Arbeitsgruppe Bühne. „Und schließlich bin ich auch noch für die Praktikanten und Hospitanten an der Schule zuständig – ich war ja während des Studiums selbst Praktikantin und freue mich, hier helfen zu können.“