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Ein Haarschnitt in der Pause

Am Anfang stand die Erkenntnis, dass die Frisuren der Klassenkamerad*innen schlechter geworden waren.

„Anständige Haarschnitte haben wir im letzten Herbst in der Klasse oft vermisst – das lag unter anderem an den neuen Corona-Auflagen für Frisöre“, erzählt Simon Leimer aus der 9. Klasse unserer Schule. Gemeinsam mit seinem Klassenkameraden Ben Fechtner kam er auf eine Idee, „weil wir im Lockdown auch unseren Vätern zuhause die Haare geschnitten hatten“. Einen „Barber Shop“ für die Klasse wollten sie eröffnen. Gesagt, getan – und da kein Friseurraum im Blauen Haus eingeplant worden war, kaperten die beiden Ende November 2021 kurzerhand die Jungenstoilette im obersten Stockwerk des Gebäudes und nutzten sie für ein paar Frisörsitzungen.

„Am Anfang kamen vor allem Jungs aus der Klasse, wir haben das alles auch erstmal ausprobiert“, erinnert sich Ben. Doch als sie dann nach einer Woche anfingen Schilder mit Logos aufzustellen, musste das alles offizieller werden. „Die Lehrerkonferenz hat sich mit dem Thema beschäftigt und wir haben schnell grünes Licht bekommen!“ Und die Qualität der Haarschnitte sorgte für zahlreiche Empfehlungen per Mundpropaganda. Erste Schüler aus anderen Klassen meldeten sich. „Wir mussten das alles dann unter 3G und mit Masken laufen lassen, um den Schulregeln zu entsprechen, aber wir hatten schnell täglich einen Kunden in der Mittagspause“, erzählt Simon. 

Weil beide einen professionellen Anspruch an ihr Tun anlegen, kamen auch einige Aufwendungen auf: beim professionellen Frisörhandel deckten sie sich mit Rasiermessern, Kreppband, Bartpinseln und Co. ein. Eine Frisörmeisterin, die über einen Kontakt aus der Lehrerschaft ins Gespräch mit Simon und Ben kam, steuerte unter anderem gute Tipps und einen professionellen Frisörbesen bei. „Das war eine der Auflagen der Lehrer: wir sollten den Raum immer sehr sauber hinterlassen – da hat uns professionelles Reinungs-Equipment sehr geholfen“, lacht Ben. Die Schneidekünste wurden durch das intensive Studieren von YouTube-Tutorials optimiert und am lebenden Objekt immer gleich ausprobiert.

„Was besonders toll an unserem eigenen Barber Shop an der Schule ist: wir haben jetzt viele neue Kontakte, auch außerhalb unserer Klasse. Das hat ja sehr gelitten in der Corona-Zeit“, meint Simon. Die Kundenbasis soll künftig auch auf Mädchen ausgeweitet werden – das sei anspruchsvoller als ein Jungsschnitt, weshalb sich beide erst mit mehr Erfahrung an die neue Kundinnen-Gruppe herantrauen, aber erste Testtermine sind bereits geplant. Geschnitten wird weiterhin vor allem Montag bis Donnerstag zwischen 11.55 und 12.35 Uhr. Wer Interesse an einem neuen Schnitt im schuleigenen Barber-Shop hat, kann die beiden Jungfrisöre unter msw-barber@posteo.de erreichen.