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Gemeinsam statt einsam

Wir, das Redaktionsteam des Südwestboten, haben uns bei einigen Lehrer*innen der Freien Waldorfschule München Südwest informiert, wie in der gegenwärtigen Ausnahmesituation Lernen umgesetzt, bzw. von unseren Schüler*innen angenommen wird.

Lernen im Kinderzimmer

Bei der Unterstufenkonferenz wurde deutlich, dass es für die Kinder der unteren Klassen vor allem wichtig ist, den Kontakt zu halten und die Beziehung zu pflegen, so dass sich alle Kinder und deren Eltern weiterhin aufgehoben und aufgefangen fühlen.
Darum befinden sich die Klassenlehrer der unteren Klassen in einem intensiven Austausch mit ihren Schülern. Sie schreiben ihnen regelmäßig Briefe, in denen viele Rätsel, Aufgaben, Lieder und Gedichte enthalten sind. Für die Fremdsprachen gibt es auch mal eine Audio-Datei, um sich ein Lied oder einen Spruch auf Spanisch oder Englisch anzuhören. Diese sind von den Sprachlehrern selbst aufgenommen worden und geben den Kindern so das Gefühl von persönlicher Nähe.
Die Kinder werden dazu angeregt, ihre Zuhause-Schule spielerisch und mit Freude selber zu gestalten. Eine flexibel gehaltene Struktur, sowie klare Aufgabenstellungen seitens der Pädagog*innen, soll sie unterstützen und durch den Tag begleiten.

Die Viertklässler, und teilweise auch die Drittklässler, üben sich schon sehr fleißig im Briefe schreiben. So sind alle Unterstufenschüler*innen in der Corona-Zeit gut versorgt. 

Lernen in der Quarantäne

Damit die Schüler*innen der Mittelstufe am Ball bleiben, bekommen die Siebtklässler zum Beispiel jede Woche Aufgaben über die Elternmailadresse zugesendet. Diese beinhalten mehrere Arbeitsblätter und eine kreative Wochenaufgabe. Die gestellten Aufgaben dürfen wie ein Wochenplan erarbeitet werden, das heißt, die Schüler*innen teilen sich ihr Lernmaterial für die Woche selbst ein.
Die gelöste kreative Aufgabe wird von den Eltern abfotografiert (sie dürfen auch mit machen) und per E-Mail wieder zurückgeschickt. Ein Telefonat zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen in der zweiten Woche gab individuelle Rückmeldung über das Wohlbefinden des Einzelnen.

Seit der Woche vor den Osterferien arbeitet die 8. Klasse zusätzlich täglich 45-60 Minuten täglich über Microsoft Teams im virtuellen Klassenzimmer zusammen. Den Schülern ist besonders der Kontakt untereinander wichtig, und die Freude einander zu sehen war nach den zwei Wochen deutlich spürbar. Auch die Möglichkeit, Fragen zu den Aufgaben stellen zu können und Themen zu besprechen statt nur selbst daran zu arbeiten ist beim außerschulischen Lernen sehr hilfreich.

Online-Lernen als willkommene Abwechslung

Innerhalb von vier Tagen wurde mit Unterstützung dreier Elternteile die Plattform Microsoft Teams für unseren Onlineunterricht der Oberstufe ins Leben gerufen. Die Klassen 9 bis 12 haben so die Möglichkeit, Kontakt zu Lehrern und Schülern per Chat, Sprach- oder Videoanruf zu halten. Jede Klasse erhielt ihr eigenes „Team“ unter denen Unterordner mit den jeweiligen Fächern aufgelistet sind. Momentan wird mit Wochenplänen gearbeitet und in den meisten Fächern findet einmal pro Woche virtueller Unterricht statt. Zusätzlich sind die Pädagog*innen über den Chat auf der Plattform für Schüler und deren Fragen erreichbar.

„Für mich ist es eine völlig neue und interessante Art zu unterrichten. Für die momentane Situation ist es großartig aber auf Dauer ist der persönliche Unterricht wertvoller“, sagt unsere Spanischlehrerin Raissa Mildner. “Der Großteil der Schüler schafft es sich gut zu organisieren und zu strukturieren, andere benötigen noch etwas Hilfe und Unterstützung – so wie aber sonst im Unterricht auch, dieses Phänomen ändert sich nicht.”

Die meisten Lehrer sind begeistert und freuen sich über den virtuellen Kontakt zu den Schülern in dieser schwierigen Zeit. Zitate wie: „Es sind online mehr Schüler anwesend als im Unterricht“ oder „Unsere Oberstufenkonferenz war noch nie so gut besucht“ hört man häufig in den Gesprächen.

Alle stellen jedoch auch fest, dass die Schüler sich untereinander vermissen. So manche Schüler, die früher nicht so gern in die Schule kamen, äußerten sogar schon andächtig Sätze wie „Ich will wieder in die Schule“.

Das ist ein schönes Kompliment an unsere Lehrer*innen!