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Lehrerin im Porträt: Anja Lieberei, Klassenlehrerin und Fachlehrerin Englisch

„Schon als Kind wollte ich selbst mit Kindern arbeiten und habe immer gemeinsam mit meiner Schwester mit einer Tafel am Gartenschuppen Schule gespielt“, erinnert sich Anja Lieberei lachend. Als Klassenlehrerin der ersten Klasse und Fachlehrerin für die 4. Klasse lebt sie heute ihren Kindheitstraum an unserer Schule. „Ich bin im Moment genau da, wo ich immer hinwollte“, erzählt sie. 

Anja Liebereis Weg war schließlich aber doch nicht ganz so geradlinig, wie diese beiden Punkte in ihrem Leben vermuten lassen. „Ich bin in der damaligen DDR zur Schule gegangen. Eigentlich wollte ich nach der Schule dann Kindergärtnerin werden, so wie meine Oma. Aber die Zeit war nicht die richtige, Erzieher wurden zu meiner Abiturzeit eher entlassen, als dass der Beruf damals viel Zukunft zu haben schien“, erinnert sie sich. Also verwarf Anja Lieberei ihren Traum zunächst und studierte 1996 Interkulturelle Wirtschaftskommunikation, Ostslawistik und Anglistik/Amerikanistik. „Ich wollte eigentlich in die Wirtschaft und habe zunächst bei einer kleineren Firma ein Praktikum gemacht. Das hat mir auch großen Spaß gemacht – ich habe viel auf Russisch telefoniert, vermittelt und konnte meine Sprachkenntnisse sehr gut einsetzen.“

Leider gab es nach dem Praktikum keine offene Stelle und so wechselte sie in eine Position als Englischdozentin, unterrichtete an einer Berufsfachschule und brachte Auszubildenden Sprachkompetenzen für den Job bei. „Damals merkte ich allerdings, dass ich tatsächlich lieber mit Kindern arbeiten wollte.“ Eine Stelle als Englischlehrerin an einer Jenaplan-Schule brachte Anja Lieberei mit alternativen Bildungskonzepten in Kontakt. „Mir gefielen Stelle und Schule sehr gut, aber dann kam mein Sohn auf die Welt – und als ich zurückkehren wollte, war meine Position bereits wieder besetzt und für mich kein Platz mehr.“ 2007 folgte der Umzug vom Erzgebirge in Richtung München mit der Familie.     

In München suchte Anja Lieberei erneut ihren Weg. Zunächst unterrichtete sie am privaten Isar-Gymnasium, später an einer Wirtschaftsschule, in der sie Englisch für die Klassen 7 bis 10 unterrichtete. Ihre Tochter kam auf die Welt. Und im Anschluss der Wink mit dem Zaunpfahl: „Ich wurde gekündigt. Nach einem Geschäftsführungswechsel gab es viele Änderungen und Umbrüche. Und für mich war kein Platz mehr.“ Eine erneute Suche nach einer Anstellung führte Anja Lieberei schließlich an die Freie Waldorfschule München Südwest. 2015 begann ihre Zeit an unserer Schule. Mit Englischunterricht in vielen Klassen.

„Bereits im ersten Jahr machte ich eine Fortbildung – im Rahmen der „English Week“ bei der Waldorf-Englischlehrer aus der ganzen Welt aufeinander treffen. Da habe ich wahnsinnig viel mitgenommen und wirklich Feuer gefangen! Ich merkte: das ist endlich genau die richtige Rolle für mich. Und so entschied ich mich dann auch schnell, ein Studium zur Klassenlehrerin aufzunehmen“, erklärt Anja Lieberei.

Im letzten Jahr startete Anja Lieberei erstmals mit einer ersten Klasse – nachdem sie zuvor die 7. Klasse von einem aus Gesundheitsgründen ausgeschiedenen Kollegen als Klassenlehrerin übernommen und bis zur 8. Klasse begleitet hatte. „Der Hauptunterschied zur Arbeit als Fachlehrerin ist: man hat die Klasse einfach immer. Man sieht die Entwicklung der Kinder und ist vollkommen auf sie fokussiert. Da viele Fächer in den Aufgabenbereich gehören, lernt man selbst die Sachen immer wieder neu – und was die Lehrerin entdeckt, auch die Freude und Begeisterung für den Stoff, wird den Kindern vermittelt. Und auch die verschiedenen Entwicklungsstufen der Kinder erlebe ich sehr aktiv mit. Im Moment fühle ich mich selbst oft wie eine Erstklässlerin.“ Darüber hinaus gehören natürlich auch Elternabend und Beziehungspflege mit den Eltern zum Aufgabenspektrum der Klassenlehrerin – und auch in die Vorbereitung der Lehrerkonferenz ist Anja Lieberei mit einem dreiköpfigen Gremium stark eingebunden: „Das ist alles viel Arbeit. Aber man bekommt auch sehr viel zurück. Ich fühle, dass ich angekommen bin.“