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Lehrerporträt Michelle Kunz, Klassenlehrerin und Fachlehrerin Englisch

„`Werde nicht Lehrerin, weil Du Dein Fach liebst. Werde Lehrerin, weil Du die Kinder liebst`, sagte mir eine Highschool-Lehrerin während meines Amerika-Austauschs in der 9. Klasse. Und das habe ich dann auch beherzigt“, erinnert sich Michelle Kunz, die seit diesem Schuljahr an unserer Schule die Rolle der Klassenlehrerin für unsere 4. Klasse innehat. Und darüber hinaus auch die 8. Klasse im Fach Englisch übernimmt.

Aufgewachsen ist Michelle Kunz in Rheinland-Pfalz, in einer ländlichen Gegend. Ihre Mutter hatte zwar Bezüge zur Waldorfpädagogik, doch trotzdem besuchte Michelle Kunz eine staatliche Grundschule, später ein künstlerisches Gymnasium. „Lehrerin als Beruf konnte ich mir schon sehr früh vorstellen – und ich hatte auch einige Brieffreunde aus der Waldorfschule, weshalb sich schon früh ein Interesse in diese Richtung bei mir entwickelt hat“, erzählt sie.

Nach dem Abitur war für Michelle Kunz erstmal vieles unklar. „Ich war noch nicht reif für eine Entscheidung in Sachen Berufswahl“, meint sie. Also reiste sie zunächst, besuchte Frankreich, Spanien, Südkorea und China – das war 2014. Eine Diplomatenfrau, die sie in Peking kennenlernte, gab ihr einen Tipp zur Orientierung: „Studiere doch „Philosophy, Politics and Economics“ in Oxford, das passt zu Dir“. Das klang nach einem tollen Studiengang, war für Michelle Kunz allerdings nicht finanzierbar: „Ich habe aber einen ähnlichen Studiengang in Bayreuth gefunden und mit dem Bachelor abgeschlossen.“

Der Schritt in die Berufswelt brachte sie 2018 in eine Stiftung in München. „Das war ein Job, der mir nicht lag, der zu wenig Kreativität beinhaltete. Aber: die Stelle war in München – und ich liebte die Stadt von Anfang an“, erzählt sie. In ihrer Freizeit betrieb sie mittelalterlichen Schwertkampf. „Ein Freund hat immer wieder seine Kinder mitgebracht – mit denen habe ich irgendwann noch lieber gespielt als mit dem Schwert zu trainieren. Und da wusste ich: der Moment ist gekommen. Ich wollte nun doch Lehrerin werden.“ Ein Tipp ihrer Mutter brachte Michelle Kunz dann zu einem Masterstudium in Waldorfpädagogik in Mannheim. Die Idee, Waldorf-Klassenlehrerin zu sein, begeisterte sie. Die anschließenden Praktika, wieder in München, in Hamburg und in Jena, festigten schließlich den Entschluss, sich voll und ganz auf die Waldorfschule einzulassen.

Zunächst nahm Michelle Kunz 2020 eine Stelle in Jena als Klassenlehrerin einer ersten Klasse an. „Das war am Anfang wunderbar: wir haben tolle Wanderungen gemacht, Erlebnispädagogik pur. Aber dann kamen die Lockdowns. Es gab zweimal am Tag Videounterricht, aber in der neuen Stadt kannte ich kaum jemanden, Schulleben fand nicht statt.“ Und Jena konnte sie kulturell durch die Maßnahmen auch nicht begeistern. „Die Situation war schwierig und auch frustrierend“, schaut sie auf das letzte Jahr zurück. Dann erreichte sie über einen ehemaligen Studienfreund die Stellenausschreibung unserer Schule. Und gleichzeitig kam eine Mail der ehemaligen Schwertkampffreunde in München, die vom Neustart des Trainings berichtete. Da wusste sie: das ist es.

„Natürlich habe ich mich schwer damit getan, meine Jenaer Klasse nach nur einem Jahr zu verlassen“, meint Michelle Kunz. „Aber mit München passt für mich einfach alles. Jetzt will ich mich voll auf meine vierte Klasse konzentrieren. Und selbst auch endlich ankommen. Heimatkunde zu München und Bayern wird gleich die erste Herausforderung – ich freue mich dabei sehr auf die Zusammenarbeit mit den Eltern“, sagt sie. Gerade die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern ist ihr ein wichtiges Anliegen. Und die Arbeit mit den neuen Kollegen und Kolleginnen an waldorfpädagogischen Konzepten und der konkreten Gestaltung des Schulalltags. „Da freue ich mich drauf!“, sagt Michelle Kunz mit einem breiten Lächeln.